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08.04.2020

Serie: Die Kirchhainer Stadtteile stellen sich vor Heute: Langenstein (Folge 5) Viel Geschichtliches in Kirchhains zweitgrößtem Stadtteil

Langenstein ist mit ca. 1.000 Einwohnern der zweitgrößte Stadtteil von Kirchhain und war bis 1971 eigenständige Gemeinde. Der Ort führt ein historisches Wappen (springender Hirsch auf weißem Feld) – wie auf den relativ neu aufgestellten Ortseingangsschildern zu sehen ist.

Die Ersterwähnung wird mit dem Jahr 1223 offiziell und wissenschaftlich dokumentiert angegeben, weil aus einer Urkunde des Grafen Volkwin IV. von Schwalenberg für das Erz Stift Mainz vom 22. Juni 1223 ein „Friedrich von Langenstein“ erwähnt wird und damit auch erstmals der Ort Langenstein. Es ist allerdings von einer weitaus älteren Geschichte auszugehen.

Der namensgebende „Lange Stein“ ist in der Kirchhofsmauer integriert. Der Sandstein stammt aus der Keltenzeit und ist 2,30 Meter breit. Die ursprüngliche Höhe von ca. 6,30 Meter wurde durch einen Blitzschlag auf die aktuelle Höhe von 4,75 Meter reduziert. Damals diente der Bereich um den Menhir vermutlich als Gerichtsstätte. Wissenschaftliche Quellen berichten auch über Erwähnungen aus der Jungsteinzeit und Eisenzeit, ca. 5 JH v.Chr., womit eine Befragung von Zeitzeugen eindeutig ausgeschlossen ist.
Der Theologe, Kirchenpolitiker und Astronom Heinrich von Langenstein wurde im Jahre 1325 in Langenstein auf dem Hof Hainbuche geboren. Er promovierte in Paris. Zusammen mit Heinrich Totting von Oyta musste er wegen eines 40 Jahre andauernden Religionsstreites (Schisma), nach Wien fliehen. Er war Mitbegründer der reformierten Wiener Universität und 1393/94 deren Rektor. Im Stephansdom wurde er 1397 bestattet. Zu seiner Erinnerung wurde 2015 eine Gedenktafel auf dem neu benannten „Heinrich-von-Langenstein-Platz“, unmittelbar vor der Kirche, eingeweiht.
Die Jakobskirche von Langenstein ist weit über die Landesgrenzen bekannt, weil sie ein doppeltes freischwebendes sechseckiges wabenförmiges Netzgewölbe im Altarraum besitzt. Sie wurde vom Deutschritterorden um 1200 n.Chr. auf den Mauern einer weitaus älteren Kapelle erbaut und nach dem angrenzenden Jakobshof benannt. Der Chorraum mit dem Netzgewölbe wurde 1522 angebaut. Das ehemalige katholische Langenstein wurde anno1577 selbstständige evangelische Pfarrei.

Langenstein liegt von allen 12 Stadtteilen am nächsten zur Kernstadt und ist über die Kreisstraße 15 gut an die Bundesstraßen 454 und 62 angebunden. Die Industriestadt Stadtallendorf ist schnell erreichbar. Anbindungen in alle Richtungen werden demnächst, durch den Ausbau der A 49, erleichtert.
Im Ort wird auf das Vereinsleben großen Wert gelegt. Aktuell sind 17 Vereine/Gruppierungen aktiv, die vielfältige Aktivitäten entwickelt haben und deren Vorstände für zielführende Anregungen und Aktionen immer offen sind. Einer der jüngsten Vereine ist der Dorfverein, der sich in seiner Satzung die Weiterentwicklung der dörflichen Gemeinschaft manifestiert hat. Die Mitglieder kümmern sich um die Friedhofspflege und -erhaltung. Der Verein fördert die Dorfgemeinschaft und übernimmt, nach der energetischen Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses in der Luchgasse, die Gebäudeverwaltung.
Von der ursprünglich landwirtschaftlichen Prägung der Gemeinde ist nicht viel übrig; es existieren leider nur noch wenige Vollerwerbslandwirte. Durch die geringe Entfernung zur Kernstadt hat sich auch das allgemeine Geschäftsleben auf ein Minimum reduziert. Im Stadtteil sind nur noch einige selbstständige Betriebe ansässig, die im Wandel der Zeit aktiv sind.
Durch Privatinitiativen wird das ortsmittig gelegene Backhaus wieder anlassbezogen betrieben und die Backwaren finden reißenden Absatz.
Glücklicherweise erfahren die Grundschule und der Evangelische Kindergarten regen Zuspruch.

Auf dem Hintergrund der Ersterwähnung von Langenstein plant der Stadtteil jetzt schon die 800-Jahrfeier im Jahr 2023 und wünscht sich eine gute Bürgerbeteiligung, damit es ein Fest für alle Bewohner wird.
Das in 2020 ausgefallene 100-jährige Jubiläum des Sportvereins soll im nächsten Jahr nachgeholt werden.
Somit ist unser Stadtteil liebens- und lebenswert für die heutigen Bewohner, deren Kinder und selbstverständlich auch für Neubürger, die der Hektik einer Großstadt aus dem Wege gehen wollen.

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