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23.07.2019

Kirchhain blüht - Vorgärten: Vielfalt statt Ödnis

Vorgärten bilden den Eingangsbereich zum eigenen Haus und mit dem Vorgarten gestaltet man sozusagen eine Visitenkarte zum Eigenheim. Diese kann sehr unterschiedlich ausfallen: Vom farbenfrohen Blühteppich über kurzgeschorenen Vorzeigerasen bis zur öden Schotterwüste – alle Varianten und Extreme lassen sich auch in Kirchhains Vorgärten beobachten.
Steinwüsten erobern die Vorgärten
Schottergärten werden in Deutschland immer beliebter. Immer öfter wählen Hausbesitzer Steingärten statt Grünanlagen vor ihren Häusern. Mit Schlagworten wie modern, unkrautfrei und pflegeleicht wird für Steinschüttungen in Vorgärten geworben. Verziert werden sie – wenn überhaupt – mit wenigen Pflanzen, meist sterilen Neophyten, exotisch wirkende Gräser und Koniferen, die heimischen Tieren weder Nahrung noch Unterschlupf bieten. Hinzu kommt, dass die Steine meist nicht aus heimischen Steinbrüchen stammen, sondern mit großem Aufwand aus China oder Indien heran gekarrt werden. Weitergeführt wird das Prinzip mit den Gabionen. Das sind Metallkörbe gefüllt mit Schottersteinen als Mauer- und Heckenersatz.
Graue Steine statt bunte Blumen
Bei der Anlage eines solchen Schottergartens wird der Oberboden abgetragen, eine meist wasserundurchlässige Folie ausgelegt, damit ja kein „Unkraut“ den Weg durch die Steinschicht findet, und anschließend die Steinschüttung aus verschieden großen, verschieden farbigen Steinen aufgebracht – gar schöne Muster lassen sich entwerfen! Über Geschmack lässt sich streiten, über die Umweltverträglichkeit aber nicht. Die Steinflächen führen im Zusammenspiel mit den oft flächenmäßig überdimensionierten Verbundsteinverlegungen zu einer weiteren Oberflächenversiegelung mit all ihren Nachteilen:
• Wasser kann nicht oberflächennah versickern, sondern belastet bei Starkregen zusätzlich das Kanalsystem.
• Die oft dunklen Steinflächen heizen sich an sonnigen Tagen enorm auf, speichern die Hitze und begünstigen so eine weitere Erwärmung des Stadtklimas.
Ganz so pflegeleicht, wie es den Anschein hat, sind die Steinansammlungen auch nicht, denn mit der Zeit wird Laub und Sand/Erde angeweht, so dass man doch wieder gegen das aufkeimende Unkraut ankämpfen oder die bemoosten Steine reinigen muss.

Nicht zu verwechseln ist diese Art der Vorgartengestaltung mit den klassischen Steingärten, die oft in sonnenbeschienenen Hanglagen angelegt werden. Ein vielfältig gestalteter Steingarten kann durchaus artenreich sein. Durch die richtige Pflanzenauswahl (z.B. Mauerpfeffer, Färberginster) erreicht man, dass der Pflanzenteppich von Jahr zu Jahr dichter wird und Insekten wie Bienen, Hummeln, Schmetterlinge reichlich Nahrung finden und sich in Folge sogar kleine Reptilien ansiedeln.
Auf politischer Ebene wird derzeit darüber diskutiert, Regelungen gegen die Verschotterung der Vorgärten zu erlassen; einige Bundesländer wie beispielsweise Nordrhein-Westfalen erwägen Verbote und einzelne Städte haben bereits Festlegungen zur Bepflanzung von Vorgärten erlassen.

Blumen- und strukturreiche Vorgärten und kleine Grünflächen haben eine große Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima in der Stadt. Sie bilden ökologische Trittsteine für Pflanzenarten, Insekten und Vögel, die auf der Suche nach Nahrung von Trittstein zu Trittstein wandern. Grünflächen tragen außerdem zu einer sauberen, frischen Luft bei und beleben das Stadtbild durch ihre vielfältige Gestaltung. Darüber hinaus geht gerade in dieser Jahreszeit Ende Juli das Blühangebot zurück. Umso wichtiger ist es, dass die Insekten in unseren Vorgärten noch Nahrungsmöglichkeiten finden.

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