Sprungziele
Seiteninhalt
15.04.2022

Kirchhain blüht Torffreies Gärtnern als Beitrag zum Klimaschutz

Das fabelhafte Frühlingswetter beflügelt die Planungen der Gartenbesitzer; sie wollen mit der Gartenarbeit möglichst schnell loslegen. Genau wie die Balkonbesitzer, die jetzt die Neugestaltung angehen. Dies ist genau die Zeit, in der die Nachfrage nach Blumenerde in den Gärtnereien und Gartenmärkten steigt.

Schaut man sich dort die hohen Stapel von Garten- oder Blumenerde genauer an, erkennt man schnell den Hauptinhaltsstoff: Torf – der Stoff aus den Mooren. Einst galten Moore als wertloses Land und es wurden aufwändige Entwässerungsmaßnahmen ergriffen, um die sumpfigen Flächen landwirtschaftlich oder für den Torfabbau nutzbar zu machen.

Moore sind schützenswert
Heute wissen wir, dass Moore gleich in zweifacher Hinsicht äußerst wertvoll sind. Zum einen sind sie einzigartige Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere, darunter auch zahlreiche bedrohte Arten. Zum anderen sind sie ein gigantischer Kohlendioxidspeicher, denn der in den Pflanzen enthaltene Kohlenstoff entweicht nicht wie bei der normalen Humusbildung als CO2 in die Atmosphäre, sondern wird im Torf konserviert.
Torfabbau in Deutschland
In Deutschland werden seit Ende der 1980er Jahre keine intakten Moore mehr für den Abbau freigegeben. Torf wird hierzulande nur noch auf Flächen abgebaut, die vorher landwirtschaftlich genutzt, also schon vor Jahrzehnten entwässert wurden. Von diesen Flächen darf eine genau festgelegte Menge Torf gewonnen werden. Die Produzenten verpflichten sich im Gegenzug, die Abbauflächen anschließend zu renaturieren. Zurzeit liefert der Torfabbau in Deutschland, vor allem in Niedersachsen, ca. 4 Millionen Kubikmeter Torf pro Jahr. Etwa die gleiche Menge wird importiert, in erster Linie aus den baltischen Ländern.
Torf und Klima
Aus Sicht des Natur- und Klimaschutzes ist Torfabbau nicht mehr vertretbar. Wenn Torf abgebaut und genutzt wird, wird das gespeicherte Kohlendioxid in kürzester Zeit freigesetzt. Damit trägt die Verwendung von torfhaltiger Erde zur Erderwärmung bei. Eine Wiedervernässung der Moore wäre wünschenswert; sie stellt sich als sehr aufwändig und kostenintensiv dar und ist darüber hinaus ein langer Prozess. Bis sich aus wiedervernässten Mooren neuer Torf bildet, sich also der CO2-Kreislauf wieder umkehrt, vergehen Jahrzehnte. Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Wiedereinlagerung des freigesetzten CO2 in für den Menschen überschaubaren Zeiträumen nicht möglich ist. Insofern zählt Torf auch nicht zu den nachwachsenden Ressourcen. Aus diesem Grund sollte der Torfabbau gestoppt und der Torf im nassen Boden verbleiben. Daher sollte in Deutschland wie etwa in der Schweiz oder Großbritannien ein Torfausstieg angestrebt werden, was jedoch nicht zu einer erhöhten Einfuhr von Torf aus anderen Regionen führen darf.
Gärtnern ohne Torf
Auch wenn im Erwerbsgartenbau der Verzicht auf Torf nicht von heute auf morgen passieren wird, so können wir im Hobbygartenbau, wo es nicht um uniforme Pflanzen und Höchsterträge geht, doch bereits auf ein großes Angebot an torfreduzierten oder torffreien Substraten zurückgreifen und damit einen Beitrag zum Natur- und Klimaschutz leisten. Denn längst gibt es geeignete Alternativen: Auf der Basis von Kompost, Rindenmulch, Holzfasern etc. werden durch den Zusatz von Sand, Lavagranulat oder Tonmineralien torffreie Erden hergestellt, die Nährstoffe enthalten, Wasser speichern und zu einer Verbesserung der Bodenstruktur beitragen.

Achten Sie beim Kauf von Blumen-, Grab- oder Hochbeeterde unbedingt auf die Aufschrift „torffrei“. Das Etikett „Bio“ kann hier irreführend sein, denn der Begriff „Bio“ ist für Blumenerde nicht geschützt und kann dazu führen, dass man in dem Plastikbeutel 80% Hochmoortorf nach Hause trägt. Auch torfhaltige Quelltabletten, die gerne zur Anzucht verwendet werden, kann man leicht durch Eierkartons oder selbst hergestellte Papiertöpfchen ersetzen.

Mit Torf zu gärtnern ist wie mit Kohle zu heizen. Es passt nicht mehr in die Gegenwart und zu unserem Ziel und der Notwendigkeit, das Klima zu schützen.
Genießen wir die geschützten Moorlandschaften in unserer näheren Umgebung, beispielsweise das Schweinsberger Moor, die Moore des Burgwaldes oder das Rote und das Schwarze Moor in der Rhön und tragen wir durch bewusstes Gärtnern gleichzeitig dazu bei, dass die Moore andernorts auch erhalten bleiben.

Seite zurück Nach oben