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24.09.2021

Kirchhain blüht Gründächer: Schöner Blickfang, Naturschutz eingeschlossen

Ein Gründach ist nicht nur schön anzusehen. Es bietet darüber hinaus jede Menge weiterer Vorteile.
Große Flachdächer lassen sich in grüne Oasen verwandeln, sei es auf Industrie- und Gewerbegebäuden oder auf Wohngebäuden, wo sie sich zu Dachterrassen mit hohem Wohlfühlcharakter ausgestalten lassen. Für einfachere Varianten bieten sich Garagen oder Carports an, aber auch Schrägdächer lassen eine Begrünung zu.

Bei der Begrünung von Dächern entsteht eine Vegetationsfläche, die der Bodenversiegelung entgegenwirkt; Vegetationsfläche wird gewissermaßen eine Etage höher zurückgegeben. Dies hat Vorteile in mehrfacher Hinsicht:
• Gründächer beeinflussen den Wasserkreislauf positiv. Bei Starkregen nehmen sie Wasser auf und entlasten die Kanalisation. Sie speichern das Regenwasser und leiten das Niederschlagswasser erst mit zeitlicher Verzögerung von der Dachfläche ab. In Zeiten von zunehmenden Wetterextremen ein nicht zu unterschätzender Faktor.
• Durch Verdunstung wird das Wasser dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zugeführt und dabei die Luft gekühlt. Im heißen Stadtklima ein weiterer Vorteil.
• Es entsteht ein neuer Lebensraum, der besonders für Insekten attraktiv gestaltet werden kann.
• Gründächer verlängern die Lebensdauer von Dächern, da diese vor Witterungsextremen, wie Hagel oder Sturm geschützt sind.
• Gründächer haben die Wirkung von natürlichen Klimaanlagen: Im Winter verbessern sie die Wärmedämmung, im Sommer wehren sie Hitze ab.
• Gründächer sind pflegeleicht. Mit der richtigen Pflanzenauswahl muss man außer vielleicht im ersten oder zweiten Jahr nicht wässern; mähen entfällt komplett.

Die Belastbarkeit des Daches bestimmt den Aufbau der Konstruktion und die Zusammensetzung der Erdmischung und damit die Art der Bepflanzung.

Man unterscheidet grundsätzlich zwei Arten der Begrünung:
• Bei der Extensivbegrünung wird eine 6 bis 20 cm dicke Schicht aus leichtem mineralischem Substrat aufgebracht und mit Moosen und pflegeleichten, niedrig wachsenden Kräutern bestückt. Diese Art der Begrünung bietet sich besonders für Garagen, Carports, Gartenschuppen oder gar Mülltonnenhäuschen an.
Die Pflanzenauswahl ist sehr groß: Die meisten Sedum-Arten bieten sich an, da sie über Wasserspeicher in den Blättern verfügen und so auch Dürrephasen gut überstehen. Als wahre Insektenmagneten zeichnen sich die blühfreudigen Sedum-Arten wie Mauerpfeffer, Tripmadam, Rotmoos-Sedum und die Weiße Fetthenne aus.

Semperviven, wie Hauswurz oder Dachwurz, eignen sich ebenfalls hervorragend, da auch sie mit wenig Wasser auskommen. Aus der Gruppe der Kräuter eignen sich u.a. Schnittlauch, Sandthymian oder Wilder Majoran, die ebenfalls gerne von Insekten besucht werden. Darüber hinaus lässt die Liste geeigneter, niedrig wachsender Blütenpflanzen beliebig fortsetzen: Heidenelke, Karthäusernelke, Kleines und Orangerotes Habichtskraut, Frühlingsfingerkraut, Felsennelke.
• Die Intensivbegrünung erfordert eine stabilere Dachkonstruktion. Ein höherer Schichtaufbau lässt hier hochwachsende Stauden und Gräser und sogar kleine Gehölze zu.

Im Internet gibt es viele Anleitungen zur Dachbegrünung, aber je größer das Projekt, desto dringender empfiehlt sich fachkundige Beratung, da der Dachaufbau geschützt und die Drainage gewährleistet werden muss. Natürlich ist es am zweckmäßigsten, beim Neubau über eine Dachbegrünung zu entscheiden, aber auch bei der Dachsanierung lohnt es sich, über eine Begrünung nachzudenken. Außerdem können Gründächer wunderbar mit Solardächern kombiniert werden, da die gewählten Pflanzen niedrig wachsen und keiner Pflege bedürfen.

Gründächer bieten Vegetationsfläche auf versiegelten Flächen. Dies allein wäre Grund genug, der Natur diese Flächen zurückzugeben. Da sie bei Starkregen das Kanalnetz entlasten, bietet die Stadt Kirchhain darüber hinaus einen finanziellen Anreiz: Für die begrünten Flächen wird nur die Hälfte der sonst üblichen Versiegelungsgebühr berechnet, sofern das überschüssige Wasser in den Kanal geleitet wird. Lässt man das Überschusswasser auf dem eigenen Grünstück versickern oder etwa in den eigenen Teich fließen, so entfällt die Versiegelungsgebühr komplett.

Wer sich informieren will, findet im Internet jede Menge Anregung in Form von gelungenen Beispielen, Bauanleitungen, zu beachtende Vorschriften, Pflanzenzusammenstellungen und vieles mehr. Als Einstieg zu empfehlen ist die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (www.fbb.de).
Foto: BUND

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