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26.03.2019

Kirchhain blüht - Gärtnern ohne Torf

Es ist jedes Jahr das Gleiche: Wir können es nicht erwarten, es juckt förmlich in den Fingern – mit den ersten Sonnenstrahlen im März will jeder mit der Gartenarbeit beginnen oder den Balkon für die Saison vorbereiten. Dies ist genau die Zeit, in der die Nachfrage nach Blumenerde in den Gärtnereien und Gartenmärkten steigt.
Doch was schleppt man in den festen Plastiksäcken mit der Aufschrift „Erde“ eigentlich nach Hause? Was da sauber verpackt in den Märkten gestapelt ist, ist zum größten Teil Torf, der Stoff, aus dem die Moore bestehen. Etwa 10 Millionen Kubikmeter Torf werden jährlich in Deutschland im Gartenbau verbraucht, etwa ein Drittel davon von Hobbygärtnern. Durch den Kauf von torfhaltiger Blumenerde tragen wir massiv zur Zerstörung der wertvollen Moore bei.
Was sind Moore?
Moore sind Landschaften, in denen der Boden durch Niederschläge und verschiedene Wasserzuflüsse dauerhaft nass ist. Die Wassersättigung führt zu Sauerstoffmangel; dadurch kann das organische Material, hauptsächlich Torfmoos, nicht oder nur teilweise zersetzt werden. In der Folge bildet sich eine Torfschicht, die mit der Zeit immer höher wächst. Die extremen Standortbedingungen in Bezug auf Wasser und Nährstoffe machen eine besondere Anpassung der hier lebenden Arten erforderlich. Hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten bilden einmalige charakteristische Lebensgemeinschaften, die nur unter diesen speziellen Bedingungen existieren können.
Obwohl ein Großteil der bei uns verkauften Torfmengen aus den baltischen Ländern sowie Weißrussland stammt, schreitet auch hierzulande, insbesondere in Niedersachsen, der Torfabbau weiter voran. Intakte, torfbildende Hochmoore sind in Deutschland auf 1% ihrer ehemaligen Fläche zurückgedrängt worden und entsprechend sind nach der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands alle Moorarten als stark gefährdet und teils von vollständiger Vernichtung bedroht eingestuft.
Mit ihrem Verschwinden sterben auch die typischen, dort wachsenden Pflanzenarten wie Wollgras, Mehl-Primel, Simsenlilie und mit ihnen Käfer-, Libellen- und Schmetterlingsarten, die von diesen Pflanzen abhängig sind.
Moore sind gigantische Kohlenstoffspeicher
Neben dem Erhalt der Moore als einzigartige Biotope muss in der aktuellen Diskussion um den Klimawandel die Fähigkeit der Moore als Kohlenstoffdioxidspeicher bedacht werden. Mit der Entwässerung der Moore und dem Torfabbau wird das gespeicherte CO2 freigesetzt; überdies entweicht Lachgas, dessen klimaschädigende Wirkung um ein Vielfaches höher liegt als die des CO2. Auf diese Weise trägt das Entwässern der Moore erheblich zum Klimawandel bei.
In Deutschland sind heute viele der noch intakten Hochmoore als Naturschutzgebiete oder FFH-Gebiete geschützt, dennoch wird in 8% der deutschen Hochmoorflächen Torf abgebaut.
Alternativen zu Torf
Aus Sicht des Natur- und Klimaschutzes ist Torfabbau nicht mehr vertretbar. Daher sollte in Deutschland wie etwa in der Schweiz oder Großbritannien ein Torfausstieg angestrebt werden, was jedoch nicht zu einer erhöhten Einfuhr von Torf aus anderen Regionen führen darf. Denn längst gibt es geeignete Alternativen: Auf der Basis von Kompost, Rindenmulch, Holzfasern etc. werden durch den Zusatz von Sand, Lavagranulat oder Tonmineralien torffreie Erden hergestellt, die Nährstoffe enthalten, Wasser speichern und zu einer Verbesserung der Bodenstruktur beitragen. (Naturschutzverbände wie BUND und NABU informieren ausführlich über Alternativen im Internet.)
Achten Sie beim Kauf von Blumen-, Grab- oder Hochbeeterde unbedingt auf die Aufschrift „torffrei“. Auch das Etikett „Bio“ kann hier irreführend sein, denn der Begriff „Bio“ ist für Blumenerde nicht geschützt und kann dazu führen, dass man in dem Plastikbeutel 80% Hochmoortorf nach Hause trägt. Oder Sie holen sich Ihre Erde bei regionalen Kompostwerken oder Erdenherstellern (z.B. Kompostierungsanlage Kirchhain-Stausebach als Kompostlieferant oder Kompostierungsanlage Cyriaxweimar mit einem breiten Angebot an fertiger Garten- oder Pflanzerde).
Viele kennen die geschützten Moorlandschaften in unserer näheren Umgebung, beispielsweise das Schweinsberger Moor, die Moore des Burgwaldes oder das Rote und das Schwarze Moor in der Rhön. Wenn wir diese Landschaften für unsere eigene Naherholung schätzen und erhalten wollen, dürfen wir nicht dazu beitragen, dass die Moore andernorts vernichtet werden.

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