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05.03.2019

Kirchhain blüht - Blaumeisen sollen helfen Kastanienbäume zu retten

Obwohl sämtliche Laubbäume noch unbelaubt sind, richtet sich die Sorge der Stadt schon jetzt auf das Laub der Roßkastanie. Insgesamt 88 Kastanienbäume gibt es in der Kernstadt und den Ortsteilen auf städtischem Grund, daneben sicherlich noch jede Menge auf privaten Grundstücken. Es sind z.T. stattliche Bäume, die das Stadtbild in einzelnen Straßenzügen prägen, so beispielsweise am Steinweg, an der Röthestraße in Höhe des Friedhofs oder an verschiedenen Straßenkreuzungen.

Diese imposanten Bäume sind gefährdet, und nicht nur in Bayern sorgt man sich schon länger um die Gemütlichkeit der sommerlichen Biergärten unter schattenspendenden Kastanien. Auch bei uns macht die Miniermotte den Bäumen zu schaffen. Der nur fünf Millimeter lange Schmetterling legt seine Eier auf die Blattoberseite und die schlüpfenden Larven bohren sich ins Blatt und ernähren sich vom frischen Blattgewebe. Man erkennt die durchtunnelten Roßkastanienblätter an den zunächst hellen, später braunen Fraßgängen. Da die Larven auch die Leitungsbahnen im Blatt anfressen, kappen sie die Wasser- und Nährstoffzufuhr, so dass das Blatt frühzeitig vertrocknet. Je weiter das Jahr fortschreitet, desto deutlicher ist die Schädigung sichtbar.

Seit den 90er Jahren breitet sich die ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammende Miniermotte aus; dadurch dass sie keine natürlichen Feinde hatte, konnte sie sich extrem schnell verbreiten. Die einzige Bekämpfungsmaßnahme bestand lange Jahre im Einsammeln und Kompostieren des Laubes. In der Zwischenzeit weiß man, dass die Ansiedlung von Meisen, vor allem Blaumeisen, die Miniermotte zurückdrängen kann. Man hat beobachtet, dass verschiedene Meisenarten scharenweise befallene Kastanienbäume aufsuchen. In der Folgezeit konnte man durch das gezielte Ansiedeln von Meisen in befallenen Bäumen bestätigen, dass sich die Kohl- und insbesondere die Blaumeisen allmählich als Freßfeinde der Miniermotte etablieren. Die Meisen haben gelernt, die Larven der Miniermotte im Blatt zu erkennen und diese mit ihrem spitzen Schnabel aus den Fraßgängen zu picken.

Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) will die Stadt im Kampf um die Erhaltung der großen Bäume unterstützen und hat 20 Blaumeisennistkästen zur Verfügung gestellt. Jetzt ist genau die Zeit, in der Vogelpaare Nistmöglichkeiten suchen und ihr Revier abstecken – so gehen wir davon aus, dass die Kästen umgehend besiedelt werden.

Wer im eigenen Garten Kastanienbäume stehen hat, sollte natürlich ebenfalls versuchen, die nützlichen Untermieter anzulocken. Um gezielt Blaumeisen anzusiedeln, muss das Einflugloch des Nistkastens eine Größe von 26 mm bis 28 mm haben, bei größerem Durchmesser werden die zierlichen Blaumeisen leicht von kräftigeren Vogelarten, auch anderen Meisenarten, vertrieben. Wer Spaß daran hat, selbst Nistkästen zu bauen, findet exakte Bauanleitungen und Bausätze im Internet.

Auch bei erfolgreicher Ansiedlung der fleißigen Meisen bleibt es der Stadt und den Besitzern von Kastanienbäumen im Herbst nicht erspart, das heruntergefallene Laub aufzusammeln. Da die Puppe des kleinen Falters im abgeworfenen Laub überwintert, können im Frühjahr bereits die ersten zarten Blätter befallen werden. Das Laub muss in der Komposttonne entsorgt und in kommerzielle Kompostierungsanlagen gebracht werden, denn nur hier werden die notwendigen hohen Temperaturen erreicht, um die widerstandsfähigen Überwinterungsstadien der Rosskastanienminiermotte zu vernichten.

Obwohl ein Befall der Kastanien durch die Miniermotte nicht sogleich zum Absterben des Baumes führt, so wird er doch durch die Zerstörung seines Produktionsgewebes in den Blättern und das Kappen der Versorgungsleitungen geschädigt. So kann der Baum Unwettern und Stürmen leichter zum Opfer fallen. So geschehen im Spätsommer des letzten Jahres, wo 23 (!) von 111 städtischen Kastanien umgeworfen wurden.

Jetzt gilt es, die restlichen 88 Kastanienbäume mit Hilfe der Blaumeisen zu erhalten!

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