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27.10.2023

Erlebnisstadtführungen der Kirchhainer Bürgergarde ein voller Erfolg

Rund zwanzig Darstellerinnen und Darsteller nahmen am 13. und 14. Oktober in historischen Kostümen über 150 Gäste mit auf eine Zeitreise in den „Vormärz“, in die Zeit vor der Revolution im März 1848. Die Verhaftung des Kirchhainer Bürgermeisters Dr. Heinrich Scheffer im Jahr 1839 war das Thema der historischen Stadtführungen.

Die Mitglieder der Kirchhainer Bürgergarde beschäftigen sich seit der Vereinsgründung mit den Anfängen deutscher Demokratie und lassen dies in ihren Kostümen lebendig werden. Dafür bekam der Verein 2009 den Otto-Ubbelohde-Preis, die höchste Auszeichnung, die der Landkreis Marburg-Biedenkopf im Bereich Kultur zu vergeben hat, verliehen.

Geschichte erlebbar gemacht
Dies gelang der Bürgergarde überaus eindrucksvoll bei den durchgeführten Erlebnisstadtführungen.

Trommelschläge ließen die Gäste erstaunen, als eine Gruppe auf dem Marktplatz zum Duell aufmarschierte. Auf die lauten Schüsse der Vorderlader der Duellanten folgte die schrille Trillerpfeife der heranstützenden Polizisten. Damit war die Aufmerksamkeit der Gäste geweckt. Die dargestellte Szene sollte an das Duell des jungen Scheffer erinnern, in das er sich als Student in Heidelberg einließ – damit wurde er erstmals aktenkundig.

Mit dem kurz darauf folgenden Auftritt des Polizei-Inspektors Eggena (dargestellt durch Bürgermeister Olaf Hausmann), der Scheffer wegen Hochverrats suchte und der durch seinen Polizeikommissar Schmitz (Frank Wagner) mit einer Rikscha auf den Marktplatz gezogen wurde, wurde die Aufmerksamkeit auf das Rathaus gelenkt, aus dem der Leutnant (Harald Pausch) und der Sergeant der Bürgergarde (Dirk Albrecht) kamen. Beide waren überrascht, über die Beweise, die Eggena vorlegte, die den Verdacht des Hochverrats gegen Bürgermeister Scheffer erhärteten.
In den folgenden Szenen versuchte der Bürgergarden-Leutnant zusammen mit der übrigen Bevölkerung, Eggena aufzuhalten, um Bürgermeister Scheffer Zeit zur Flucht zu verschaffen.

Die einzelnen Spielorte, wie die Rektoratschule, der Groth, der Gillhof und der Annapark wurden durch eine eindrucksvolle Beleuchtung in Szene gesetzt. Hier brillierten der evangelische Pfarrer Soldan (Wolfgang Heinl) und der Landrat des Kreises Kirchhain Cranz (Ingo Speh). Am Amtssitz des Landrats, dem Gillhof, wartete auf die Teilnehmenden eine besondere Überraschung. Aber zuvor musste man vorbei am hartnäckigen Bürgergarde-Sergeanten (Dirk Albrecht), dem es gelang, den Polizei-Inspektor eine Weile aufzuhalten.

Die Haushälterin Hermine (Claudia Rhein) nahm alle mit in den beeindruckenden Gewölbekeller des ehemaligen Sitzes des deutschen Ritterordens, wo sie zu einem Umtrunk eingeladen wurden. Der Vorsitzende der Kirchhainer Bürgergarde Harald Pausch betonte später, dass dieses außergewöhnliche Erlebnis nur durch die Kooperation der Besitzer, der Familie Lichtenberg, möglich war, wofür er besonders dankbar ist.

Durch die Geschichte führten die Erzählerin (Doris Biecker) und der Stadtschreiber Prediger (Simone Bader), die auch interessante Informationen zur Stadtgeschichte vermittelten.

Auf dem Weg von einer zur anderen Szene überraschten nicht nur entleerte Nachttöpfe, sondern auch ein immer wieder auftauchender Bettler (Uwe Kemmer), der um eine milde Spende für seine dutzende Kinder bat. Doch all diese Bemühungen der Kirchhainer Bürger konnten nicht verhindern, dass der Polizei-Inspektor den gesuchten Bürgermeister Scheffer aufspürte und letztlich vor dem Hexenturm verhaftete.

Die spannende Verhaftungsszene wurde im Fackelschein durch alle Darsteller eingerahmt, bis „Scheffer“ (dargestellt durch den aus dem Hessenfernsehen bekannten Jochen Schmidt) sein Versteck verließ und seinen letzten Satz sagte, mit dem er alles gestand, was ihm zu Last gelegt wurde.

Nachdem der Applaus des begeisterten Publikums verhallt war, wurden alle Teilnehmenden in das Turmzimmer des Bürgerhauses eingeladen, wo sie noch eine kleine Ausstellung zum Thema erwartete. Bei einem Umtrunk gab es dann noch die Gelegenheit, mit den Darstellern ins Gespräch zu kommen und den Abend Revue passieren zu lassen.

Fotos: Kerstin Ebert

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