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09.06.2020

»Natürlich Vielfalt leben« - Baum-des-Jahres-Pfad rund um den Erlensee

Durch die zahlreichen neuen Hinweisschilder will die Stadt Kirchhain auf die vielen wunderbaren Spazierwege und die damit verbundenen Möglichkeiten der Naturerfahrung aufmerksam machen. Das „Naturerlebnis Erlensee“ bietet mit dem Jahreszeitenpfad, der Akustikstation und dem Baum des Jahres-Pfad herausragende Möglichkeiten der Naturerkundung.

Seit 1989 zeichnet die Baum des Jahres-Stiftung in jedem Jahr eine Baumart aus. Damit soll der Wert der Bäume insgesamt hervorgehoben werden und darüber hinaus auf die ökologische Bedeutung und die Besonderheiten, aber auch auf die Gefährdung der jeweiligen Baumart aufmerksam gemacht werden. Unter der Schirmherrschaft des Bundesumweltministeriums gibt es Veröffentlichungen und Fachtagungen und in Berlin (Berliner Zoo) wird jeweils ein Exemplar des „Baum des Jahres“ gepflanzt. Aber niemand muss nach Berlin reisen, um die Allee der ausgewiesenen Bäume zu erleben. Beim Spaziergang am Erlensee kann man die einzelnen Baumarten kennen lernen und viele Informationen über sie erhalten.
Da ein Großteil der ausgewiesenen Bäume rund um das Gebiet des Erlensees vorkam, entstand die Idee, einen Baums-des-Jahres-Pfad anzulegen. So kann man hier aufgrund ihres Alters beachtliche Baumexemplare bewundern wie z.B. die Stieleiche oder die Buche. Fehlende Arten wurden angepflanzt und im Idealfall wird jedes Jahr die jeweils neu ausgewiesene Baumart ergänzt. So ist im Laufe der Jahre ein Rundweg entstanden, der alle 32 Baumarten aus der Baum-des-Jahres-Liste zeigt. Die ausführlichen Informationstafeln – finanziert durch das Leader-Programm der EU – geben Hinweise zu Erkennungsmerkmalen und Besonderheiten der Bäume, so dass der Baum-des-Jahres-Pfad zu einem Lehrpfad aufgewertet wird.

Baum des Jahres 2020: Die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia)
Mit der Gewöhnlichen Robinie ist 2020 ein Baum ausgewählt worden, der erst seit etwa 400 Jahren in Deutschland bekannt ist. Die Robinie stammt aus Nordamerika und wurde und wird bei uns vor allem als Park- und Stadtbaum gepflanzt, auch entlang von Bahndämmen sieht man sie häufiger, als Waldbaum spielt sie bislang hingegen keine Rolle (0,1%).

Die Robinie fällt im Mai/Juni durch ihre spät blühenden, duftend weißen Blütenstände auf, die traubenartig herabhängen. Ihre zarten Fiederblätter werfen einen durchlässigen Schatten. Die Krone älterer Bäume ist licht und gekennzeichnet durch einen knochigen, bizarren Wuchs. Der stattliche Baum mit der rauen, tiefrissigen Borke kann eine Höhe von 25 bis 30 m erreichen und 100 bis 150 Jahre alt werden.
Die Wahl der Robinie zum Baum des Jahres 2020 ist nicht unumstritten, denn die vor über 400 Jahren in Mitteleuropa eingeführte Robinie stellt für die einheimische Flora eine Konkurrenz dar. Als Pionierbaum besiedelt sie neue und unwirtliche Lebensräume und dort, wo sie Fuß gefasst hat, ist sie unverwüstlich und verbreitet sich enorm. Die Robinie gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler, zu der auch Hülsenfrüchte wie Erbsen oder Lupinen und Wicken zählen. An den Wurzeln dieser Pflanzengruppe leben sog. Knöllchenbakterien; diese sind in der Lage, Luftstickstoff zu binden und im Boden anzureichern. In nährstoffarmen Naturräumen wie z.B. Magerrasen werden durch die Stickstoffanreicherung spezialisierte Pflanzen verdrängt und so Allerweltsarten zum Durchbruch verholfen. Die Robinie wird somit als invasive Art eingestuft, die eine Gefahr für Naturbiotope darstellt.

Allerdings verändert sich der Blick auf die Robinie mit fortschreitender Umweltbelastung und Klimaerwärmung. Sie ist tolerant gegen Salz- und Luftverschmutzung und kommt daher gut mit dem städtischem Klima und schwierigen Bodenverhältnissen zurecht. Inwiefern sie bei der Anlage klimastabiler Wälder eine Rolle spielen kann, muss aber noch intensiv forstwissenschaftlich untersucht werden. In Zeiten des Insektensterbens genießt die Robinie als Bienenweide große Aufmerksamkeit. Der unter der Bezeichnung Akazienhonig vertriebene Honig ist wegen seines milden und dennoch aromatischen Geschmacks beliebt. Das Holz der Robinie ist zäh und witterungsbeständig und findet bereits im Außenbereich als Ersatz für Tropenholz Verwendung.
Aufgrund der ungünstigen Witterung im Frühjahr wird die Robinie erst im Herbst am Erlensee gepflanzt. In diesem Zusammenhang wird auch die Anpflanzung der Flatter-Ulme aus dem Jahr 2019 erneuert werden. Aber auch ohne den aktuellen Baum des Jahres 2020 lohnt sich ein Spaziergang um das Erlensee-Gelände!

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