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07.06.2024

»Wir dürfen nicht wegschauen!« - Verlegung von 16 weiteren Stolpersteinen in Kirchhain

Wiederum unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit wurden durch Gunter Demnig an drei Stellen in der Kirchhainer Innenstadt „Stolpersteine" verlegt. Die Gedenktafeln erinnern an jüdische Bürgerinnen und Bürger, die der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer fielen.

Bürgermeister Olaf Hausmann begrüßte zu Beginn der Veranstaltung die Anwesenden und war erfreut über das große Interesse an der Verlegung. Besonders begrüßte er die Nachfahren der Familie Jacob, für deren Vorfahren an diesem Tag Steine verlegt werden sollten. Daniel Lion war mit seine Söhnen Rafael und Joshua aus Amsterdam angereist. Für Daniels Großmutter Bella Liesel Jacob, die 1912 in Kirchhain geboren und 1943 zusammen mit ihrem Mann Leopold im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde, ihrem Bruder Ernst sowie ihre Eltern Leopold und Gida wurden vor dem ehemaligen Wohnhaus in der „Hindenburgstraße 6“ Stolpersteine verlegt. Daniel Lions Mutter Helen überlebte nur, weil die Eltern sie am Tag der Deportation einer studentischen Widerstandsgruppe übergeben hatten. In seiner bewegten Ansprache machte der Niederländer deutlich, dass er froh und sehr sei, dass in Kirchhain an die Schicksale der Juden erinnert wird.

An den Verlegeorten in der Hindenburgstraße sowie in der Brießelstraße und „Auf dem Groth“ wurden jeweils die Biografien der ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger verlesen. Schüler und Lehrer sowie der Heimat- und Geschichtsverein hatten in den vergangenen Monaten die Biografien der Familien Jacob, Kaufmann und Rothschild recherchiert und Dokumente zusammengetragen.

Bereichert wurde die Verlegung durch zwei Theaterstücke der AG Darstellendes Spiel sowie die Musikbeiträge der Schülerinnen und Schüler der Alfred-Wegener-Schule.

Die Wichtigkeit der Erinnerung in Zeiten des Nahost-Konfliktes hoben sowohl Landrat Jens Womelsdorf als auch Bürgermeister Hausmann in ihren Redebeiträgen hervor.

Das Dankeswort sprach Schulleiter Matthias Bosse, der noch einmal die gute Zusammenarbeit der drei Institutionen hervorhob und die Bedeutung der Veranstaltung unterstrich. Er wies noch einmal auf die notwendige Finanzierung des Setzens der Stolpersteine hin, die komplett über Spenden finanziert wird. Der Heimat- und Geschichtsverein Kirchhain hat für die Aktion ein Spendenkonto eingerichtet.

An den Verlegeorten wurden zur Erinnerung an die Einzelschicksale Fair-Trade-Rosen niedergelegt, die von Stadtverordnetenvorsteherin Helga Sitt und ihrem Mann Hans-Jürgen gespendet wurden.

Auch zu dieser Verlegung wurde ein Flyer herausgegeben, der die Schicksale der einzelnen Personen beschreit. Er ist auf der Internetseite der Stadt Kirchhain abrufbar sowie beim Heimat- und Geschichtsverein erhältlich.

Fotos: Stadt Kirchhain

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