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21.11.2018

Würdige Gedenkveranstaltung im Kirchhainer Bürgerhaus - Jüdischer Friedhof erhält Informationstafel

Auch in diesem Jahr fand der Schweigemarsch zum Pogromgedenken vom Jüdischen Friedhof zur Synagoge statt. Dieses Mal konnten die Veranstalter über 200 Besucher verzeichnen.
Die Kirchhainer Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung der Stadt Kirchhain, der Alfred-Wegener-Schule, des Heimat- und Geschichtsvereins e.V. sowie die hiesigen Kirchengemeinden gefolgt, den 80. Jahrestag im Kirchhainer Bürgerhaus würdig zu gedenken.

Zunächst führte die Lichterprozession zur ehemaligen Synagoge, an der Dekan Hermann Köhler und Bürgermeister Olaf Hausmann zum Gedenken der Opfer einen Kranz niederlegten. Zuvor erinnerten Bürgermeister, Vertreter der Kirchen, Monika Bunk von der Jüdischen Gemeinde sowie Kerstin Ebert vom Heimat- und Geschichtsverein an die Gräueltaten vom 8. November und verlasen die Namen aller bis 1938 in Kirchhain lebenden jüdischen Familien. Monika Bunk trug in deutscher und hebräischer Sprache ein Gebet zur Shoa vor bevor die Versammlung das gemeinsam das Vaterunser sprach.

Im voll besetzten Bürgerhaus sprach zunächst Bürgermeister Olaf Hausmann, der in seiner Ansprache die grausamen Geschehnisse als erstes ansprach. „Damalige Opfer sind heute über 95 Jahre alt. Wie viele Juden, die die Pogromnacht, aber auch die Gräueltaten danach erlebt haben, sind noch mit uns? Es werden täglich weniger. Wie lange werden wir noch die Möglichkeit haben, Überlebende des 08. November 1938, der Nazizeit, befragen zu können? Es werden immer weniger. Umso wichtiger ist es, dass wir an die Zeit erinnern, dass sie nicht in Vergessenheit gerät und dass wir die Jugend mitnehmen“, so der Appell des Bürgermeisters.
Die AG ARRET der Alfred-Wegener-Schule (AWS), die gemeinsam mit der Stadt und dem Heimat- und Geschichtsverein die Stolpersteinverlegungen organisiert, berichtete von ihren Recherchen und verlas Erinnerungen jüdischer Bürgerinnen und Bürger.

Zum Nachdenken regten die 17 Fälle aus Hessen an, die Monika Bunk dokumentierte. Reichten sie doch von Schmierereien mit Hakenkreuzen an Hauswänden und auf Fahrradwegen bis hin zu Telefonanrufen an eine jüdische Frankfurterin. „Diese Vorfälle zeigen, dass Antisemitismus und Rassismus in Deutschland längst noch nicht überwunden sind“, so die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Marburg.

Besonders beeindruckend war das Stück des Kurses Darstellendes Spiel der Alfred-Wegener-Schule. Auf beeindruckende Weise schilderten die Jugendlichen nach Originaldokumenten das Schicksal der Familie Plaut, die am 08. November 1938 in den Abendstunden überfallen wurde. „Seit wachsam! Gegen das Vergessen!“ rief die Gruppe auf.

Auch der Kreistagsvorsitzende Detlef Ruffert stellte fest, dass es in seinem Umfeld politische und gesellschaftliche Entwicklungen gebe, die er über viele Jahre hinweg nicht mehr für möglich gehalten habe. Er machte deutlich, dass solche Gedenktage nicht vergessen werden dürfen und weiter stattfinden müssen.

Kerstin Ebert, Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins rief in ihrer Rede ebenfalls auf, die Geschehnisse nicht zu vergessen: „Es ist unsere, ja meine Generation, die das Erinnern wach halten muss. Und dies tun wir auch durch die Verlegung der Stolpersteine, von denen wir in den letzten vier Jahren 78 Stück verlegen konnten.“

Im Anschluss an das Grußwort übergab sie gemeinsam mit Bürgermeister Olaf Hausmann an Monika Bunk eine Informationstafel. Finanziert wurde die Tafel durch die Berjes-Würfelaktion, die im vergangenen Jahr erstmals „zwischen den Jahren“ durch den Verein und die Stadt durchgeführt wurde. Es konnte ein Gewinn von 915,30 Euro erzielt werden, der für die Anschaffung der Erklärtafel verwendet werden soll. Mit der Tafel sollen die Menschen Informationen über den Jüdischen Friedhof in kompakter Form erhalten.

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