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14.01.2022

Kirchhain blüht Vielfalt der Natur - die unterschiedlichen Überwinterungsstrategien der Tiere (Teil 2 Schmetterlinge)

Schmetterlinge gehören wie alle wirbellosen Tiere zur Gruppe der wechselwarmen Tiere, was bedeutet, dass sie nicht wie wir selbst Körperwärme erzeugen können, ihre Körpertemperatur wird vielmehr von der Umgebungstemperatur bestimmt. Dies hat zur Folge, dass diese Tiere sich im Winter zurückziehen und ruhig verharren müssen. Wo finden sie Überwinterungsquartiere in unseren Gärten? Wie können wir ihr Überleben im Winter unterstützen?

Schmetterlinge sind wie alle Insekten eine in ihrer Entwicklung sehr komplizierte Tiergruppe. Vom Ei über die Raupe zur Puppe bis zum fertigen Falter ist es eine lange und komplexe Veränderung, die bei einigen Arten nur wenige Tage dauert, bei anderen kann der Entwicklungszyklus ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen. Genauso vielfältig ist die Art ihrer Überwinterung.
Ebenso wie viele Vogelarten im Winter in wärmere Gebiete ausweichen, nehmen auch so filigrane Lebewesen wie Schmetterlinge die weite Wegstrecke über die Alpen in Kauf, um im nächsten Frühjahr wieder in ihre Sommerheimat zu uns zurückzukehren. Dazu gehören etwa der Admiral und der Distelfalter; letzterer schafft es sogar bis nach Nordafrika. Zogen sich die Admirale früher komplett nach Südeuropa zurück, so überwintern heute schon viele von ihnen bei uns, vermutlich eine Reaktion auf den Klimawandel.
Die meisten Schmetterlinge jedoch bleiben hier und überwintern in unterschiedlichen Entwicklungsstadien.

Es ist erstaunlich, wie viele der zarten Wesen als Falter den kalten Winter bei uns verbringen. Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge oder Trauermantel überwintern in frostsicheren Verstecken wie Dachstühlen, Scheunen, Kellern oder in Geräteschuppen. Wer hier einen überwinternden Falter entdeckt, sollte ihn auf keinen Fall stören; die Falter wachen im Frühjahr von alleine zum richtigen Zeitpunkt wieder auf. Am unempfindlichsten ist der Zitronenfalter, der sich ungeschützt vor Frost und Schnee an einen Zweig, an Efeu- oder Brombeerblätter oder sogar an hohe Grashalme hängt. Er zählt im Frühjahr stets zu den ersten Faltern, die uns begegnen. Die klirrende Kälte überstehen diese Falter durch ein spezielles „Winterprogramm“: Damit ihre Körperflüssigkeit nicht gefriert, verringern diese Tiere ihren Flüssigkeitsanteil mit der Folge, dass die Salzkonzentration in der Restflüssigkeit steigt und sie so vor dem Erfrieren schützt. Außerdem bilden sie ein körpereigenes Frostschutzmittel, das Glycerin, das den Gefrierpunkt der Körperflüssigkeit noch weiter senkt. So kann ihre Körpertemperatur unter 0°C sinken, ohne dass sie erfrieren – ein Prinzip, das wir mit unseren Frostschutzmitteln nachahmen!

Andere Schmetterlinge überwintern als Ei, wie z.B. einige Perlmutterfalter, Bläulinge oder der Frostspanner. Die Eier werden im Herbst an die Raupenfutterpflanze abgelegt, so dass die schlüpfende Raupe im Frühjahr sofort genügend Futter findet. Auch diejenigen Arten, die im Puppenstadium überwintern, hängen eingesponnen an trockenen Pflanzenstängeln, vorrangig an ihren Futterpflanzen. Hierzu zählen Aurorafalter, Kohlweißling und Schwalbenschwanz. Ein Großteil überwintert als Raupe im Boden oder unter der Baumrinde wie verschiedene Weißlinge, der Kleine Schillerfalter oder der Apfelwickler.
Wie können wir helfen?
Egal, welche Überwinterungsform die Schmetterlinge bevorzugen: Wir können sie in jeder Form unterstützen. Unsere Hilfsmaßnahmen sehen dabei recht einfach aus: Laubbedeckte Ecken, Reisighaufen und Totholz verbessern die Überlebenschance der Schmetterlinge genauso wie das Anpflanzen von Wildkräutern, von denen viele zu den Raupenfutterpflanzen gehören. Hier wären Doldenblütler wie die Wilde Möhre, Dill und Fenchel, Schmetterlingsblütler wie Wundklee, Hornklee oder Kronwicke zu nennen sowie Königskerze, verschiedene Veilchenarten und vor allem die Brennnessel, die von vielen als Unkraut bekämpft wird.
Allerdings genügt es nicht, den Schmetterlingen die blühenden Kräuter im Sommer zu bieten, genauso wichtig ist es, die abgeblühten Stängel der Stauden im Winter stehen zu lassen und erst im Frühjahr zu schneiden, um die verschiedenen Entwicklungsstadien der Tiere zu unterstützen. Dies kann man auch auf den Staudenbeeten der Stadt Kirchhain beobachten. Sie werden erst im Frühling abgeräumt, um den Lebenszyklus der Schmetterlinge zu ermöglichen. Daher der Appell an Sie: Räumen Sie ihren Garten zum Schutze unserer Tiere nicht komplett leer!

Klar ist: Wir können die Schmetterlinge im Sommer nur dann erleben, wenn wir ihnen auch im Winter das Überleben sichern.

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