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19.05.2020

Kirchhain blüht Streuobstwiesen - artenreiche Lebensräume

Natürlich Vielfalt leben – kein Lebensraum trifft dieses Motto der Stadt Kirchhain besser als eine Streuobstwiese und kein Biotop bietet jetzt zur Zeit der Obstblüte einen größeren Erlebniswert.

Streuobstwiesen früher und heute
Streuobstwiesen prägten jahrhundertelang das Landschaftsbild in Mittelhessen, besonders für den Ortsrandbereich waren Streuobstflächen typisch: Die Eingrünung der Dörfer durch die Obstwiesen rundete das Ortsbild ab und bildete zugleich den Übergang in die freie Landschaft. Durch die Siedlungserweiterung sind diese gewachsenen Ortsränder größtenteils zerstört worden und auch in der freien Landschaft wurden Streuobstflächen durch die Intensivierung in der Landwirtschaft stark zurückgedrängt. Seit der Jahrtausendwende setzte jedoch ein Umdenken ein. Der ökologische Wert der Streuobstbestände wurde erkannt und neue Obstwiesen beispielsweise als Ausgleichsflächen angelegt.
Streuobstwiesen bestehen aus hochstämmigen Obstbäumen, meist alter und regionaler Sorten. Meist stehen auf der Streuobstwiese nicht nur Bäume unterschiedlichen Alters sondern auch unterschiedlicher Arten und Sorten, bevorzugt Apfel, Birne, Zwetschge, Kirsche, zuweilen auch Mirabelle oder Walnuss und als Besonderheit die hessische Spezialität, der Speierling.
Inseln der Artenvielfalt
Inmitten intensiv genutzter und besiedelter Flächen bilden die Obstwiesen einzigartige Orte der Artenvielfalt. Streuobstwiesen zählen zu den artenreichsten Biotopen. Der Artenreichtum ist bedingt durch die Kombination von extensiv genutztem Grünland, das meist von Schafen beweidet wird, und offenen Gehölzstrukturen. Über 5000 Tierarten leben am Boden, im Unterwuchs, an den häufig von Flechten und Moosen überzogenen Stämmen und im Kronenraum der Bäume. Von besonderer Bedeutung sind die Höhlen alter Bäume; sie werden von Vogelarten wie dem Wendehals und Steinkauz oder von Säugetieren wie Garten- und Siebenschläfer sowie verschiedenen Fledermausarten genutzt. In den Kronen der alten Bäume können bis zu 1500 Insektenarten leben. Die Insekten bilden verzweigte Nahrungsketten, das Wechselspiel zwischen pflanzenfressenden und räuberischen Insekten führt zu einem stabilen Gleichgewicht, welches Pflanzenschutzmittel überflüssig macht. Die Vielzahl der Insekten ist Nahrungsgrundlage für die vielen Vogelarten genauso wie für die Fledermäuse.
Auch der Unterwuchs einer Streuobstwiese ist sehr artenreich. Auf den ungedüngten Wiesen kann sich eine Pflanzenvielfalt mit z.T. seltenen Kräutern entwickeln, so dass für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten die Wiesen nicht nur zur Zeit der Obstblüte attraktiv sind.

Jeder Baum zählt
Aber nicht nur die Gesamtanlage einer größeren Obstwiese ist schützenswert. Genauso gilt es, straßenbegleitende Obstbäume sowie einzelne stattliche Exemplare in unseren Gärten zu erhalten und zu pflegen. Jeder einzelne Baum bildet ein artenreiches Biotop und versorgt uns überdies mit gesundem Obst.
Bilderbuchwetter zur richtigen Zeit
In diesem Frühjahr scheint zur Blütezeit alles gepasst zu haben. Den alljährlichen Start machten die Mirabellen- und Kirschbäume, es folgten Birne und Pflaume, zuletzt die Apfelbäume: Während der gesamten Blühphase herrschte warmes, sonniges Wetter, und die Bienen hatten genug Zeit, durch ausgedehnte Blütenbesuche für ausreichende Bestäubung zu sorgen. So zeigen die meisten Obstarten gute Fruchtansätze und es besteht die Hoffnung, dass wir im Sommer und Herbst eine reiche Ernte erwarten können – vorausgesetzt, das Wetter spielt weiter mit. In erster Linie braucht es natürlich genug Regen, damit die Früchte groß und saftig werden.

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