Sprungziele
Seiteninhalt
09.07.2021

Kirchhain blüht Schmetterling des Jahres 2021: Brauner Bär

Seit 2003 kürt der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) den Schmetterling des Jahres, um auf die Bedeutung und gleichzeitig die Bedrohung dieser Tiere aufmerksam zu machen.

Bei Schmetterlingen denken wir in erster Linie an die großen, bunten, tagaktiven Falter, die mit ihrem taumeligen Flug das Sinnbild des Sommers schlechthin sind. Aber mehr als die Hälfte der Falter sind nachtaktiv und wir nehmen sie meist nur wahr, wenn sie nächtliche Lichtquellen umschwirren.
Genau auf diese Gefährdung durch die künstliche Beleuchtung möchte der BUND mit der diesjährigen Wahl eines Nachtfalters hinweisen. Welche Rolle die nächtliche Beleuchtung beim weltweiten Insektensterben spielt, ist noch nicht abschließend erforscht, aber Wissenschaftler sehen im nächtlichen Licht ebenfalls einen maßgeblichen Faktor, neben der Intensivierung in der Landwirtschaft, dem Wegfall von Hecken und Feldgehölzen in der Landschaft und dem zunehmenden Flächenverbrauch.
Die Braunen Bären werden von nächtlichen Lichtquellen angelockt und flattern dann orientierungslos bis zur Erschöpfung um sie herum. Neben den direkten Verlusten geht den Insekten so wertvolle Energie und Zeit für Partnersuche und Fortpflanzung verloren, und Fressfeinde wie Fledermäuse haben ein leichtes Spiel.

Licht ist ein wichtiges Signal in der Natur, auf das sich alle Organismen eingestellt haben. Wie die meisten nachtaktiven Insekten orientiert sich der Braune Bär beim nächtlichen Flug am Erdmagnetfeld und an weit entfernten Lichtquellen wie Mond und Sternen. Sind mehrere intensive Lichtquellen vorhanden, verlieren die Tiere ihre Orientierung.

Kurzer Steckbrief
Der Name Brauner Bär erklärt sich mit Blick auf die stark behaarte Raupe und ihre tapsige Fortbewegungsart. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 65 mm zählt er zu den größeren Nachtfaltern in Deutschland. Die Vorderflügel sind dunkelbraun gefärbt mit einem großmaschigen weißen Muster. Mit zusammengelegten Vorderflügeln sind die Falter im Gewirr von Ästen mit Licht und Schatten hervorragend getarnt, während sie tagsüber rasten. Die Hinterflügel sind dagegen leuchtend rot mit runden blauschwarz gefärbten Punkten. Durch blitzschnelles Öffnen der Vorderflügel zeigt der Falter bei Gefahr diese roten Hinterflügel und kann so Vögel abschrecken und selbst entkommen. Die auffälligen Hinterflügel sollen zugleich vor der Ungenießbarkeit des Schmetterlings warnen, denn die Körperflüssigkeit der Falter enthält giftige Stoffe.
Die Schmetterlinge fliegen im Hochsommer, haben zurückgebildete Saugrüssel und nehmen keine Nahrung auf. Sie leben daher nur für kurze Zeit. Nach der Begattung legen die Weibchen die Eier als große, bläulich weiße Gelege auf den Unterseiten der Wirtspflanzen ab. Die Raupen schlüpfen im Spätsommer und ernähren sich von krautigen Pflanzen wie Löwenzahn, Brennnesseln und Sauerampfer, aber auch von den Blättern der Brombeere und verschiedenen Weidenarten, bevor sie überwintern. Die pelzigen, bis 6 cm langen Raupen werden im Frühsommer häufiger beobachtet als später die nachtaktiven Falter, wandern sie doch bei ihrer Suche nach Verpuppungsplätzen gern auch bei Tag über Straßen und Wege. Die Verpuppung erfolgt im Juni in einem Gespinst in Bodennähe, bevor im Juli/August die Falter schlüpfen. Der Braune Bär ist bundesweit rückläufig und steht auf der Vorwarnliste der bedrohten Tiere.

Lichtverschmutzung als Umweltproblem
Jedes Jahr werden die Nächte auf der Erde um etwa 2% heller. Die Intensität von künstlichem Licht und die damit beleuchtete Fläche wird immer größer. Mit ein Grund dafür sind auch Hausbesitzer, die ihre Gärten, Fassaden und Garagen großflächig beleuchten. Dies liegt u.a. daran, dass LED-Lampen in den vergangenen Jahren immer billiger geworden sind und so wenig Energie benötigen, dass der Stromverbrauch kaum ins Gewicht fällt. Außerdem werden in der Gartengestaltung Leuchtelemente auf Solarbasis immer beliebter. Während ein Bundesgesetz demnächst die Beleuchtung im öffentlichen Raum regeln soll, um Insekten zu schützen, bleibt uns im privaten Bereich nur der Appell, freiwillig Maßnahmen zu ergreifen. Dabei ist es relativ leicht, die Verträglichkeit der Beleuchtung für Insekten zu verbessern, ohne die Sicherheit zu verringern:
• Da kaltes weißes und blaues kurzwelliges Licht die Insekten mehr anzieht, ist es sinnvoll, Leuchten mit gelbem warmen Licht (< 3000 Kelvin) einzusetzen.
• Keine nach oben gerichteten oder breit streuenden Strahler, sondern Beleuchtung auf den Boden richten.
• Lampen mit Bewegungsmeldern koppeln; diese sollen nur auf Menschen im Grundstück reagieren und nicht etwa auf vorbeifahrende Autos.
• Dauerhaft brennende Solarlampen zur Gartengestaltung vermeiden.
Die Initiative „Paten der Nacht“ (ww.paten-der-nacht.de) ruft einmal jährlich am 07. September zur „Earth Night” auf, in der ab 22 Uhr viele Lichter im öffentlichen Raum abgeschaltet werden. Viele Großstädte beteiligen sich weltweit an der Aktion. Mit dieser Nacht soll verdeutlicht werden, wie überflüssig viele brennende Lampen sind. Für die Natur bringt eine solch symbolische eintägige bzw. einnächtige Aktion wenig – es sei denn, wir verstehen es als dauerhaften Aufruf: Unnötiges Licht aus!

Seite zurück Nach oben