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05.06.2018

»Wir dürfen nicht wegschauen!« - Verlegung von 14 weiteren Stolpersteinen in Kirchhain

Wiederum unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit wurden durch Gunter Demnig an vier Stellen in der Kirchhainer Innenstadt „Stolpersteine" verlegt. Die Gedenktafeln erinnern an jüdische Bürgerinnen und Bürger, die der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer fielen.

Bürgermeister Olaf Hausmann begrüßte zu Beginn der Veranstaltung die Anwesenden und war erfreut über das große Interesse an der Verlegung. Besonders begrüßte er die Nachfahren der Familien, für deren Vorfahren an diesem Tag Steine verlegt werden sollten. So konnte er aus New York Russell Stern mit seiner Frau sowie seinen Geschwistern Kenneth und Susan sowie seinem Neffen begrüßen. Für ihre Vorfahren wurden vier Stolpersteine vor dem Gebäude „Hindenburgstraße 2“ verlegt.
Liz Rome war mit ihren drei Töchtern und einer Enkeltochter aus Connecticut angereist. Für ihre Vorfahren, die Familie Katten, wurden sechs Stolpersteine „Am Markt 20“ am Kirchhainer Marktplatz verlegt.

„Sich an den Terror und die Gewalt der nationalsozialistischen Diktatur zu erinnern, der Opfer und Leittragenden zu gedenken und immer aufs Neue zu mahnen, dass Ähnliches nie wieder geschehen darf, ist eine Verpflichtung für uns alle!“, so Hausmann in seiner Ansprache. Wichtig war ihm aber zu Beginn seiner Rede, auf das hinzuweisen, was in den vergangenen Wochen in Kirchhain geschehen war. Unbekannte hatten auf dem Radweg bei Kirchhain sowie an zwei Gebäuden in der Innenstadt Hakenkreuze und rechtsextreme Parolen gesprüht. Darüber hinaus wurden Stolpersteine mit schwarzer Farbe besprüht. „Diese Vorkommnisse verurteilen wir aufs Allerschärfste“, so Bürgermeister Hausmann auch im Namen der städtischen Gremien, der Schule sowie des Heimat- und Geschichtsvereins. „Wir dürfen nicht wegschauen, sondern wir müssen reagieren und Zeichen setzen. Aus diesem Grund werden wir auch weiterhin auf die Schicksale der Opfer und die Taten der Vergangenheit aufmerksam machen“, so Hausmann weiter.

An den Verlegeorten in der Hindenburgstraße, Römerstraße, Borngasse und Am Markt wurden jeweils die Biografien der ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger verlesen. Schüler und Lehrer sowie der Heimat- und Geschichtsverein hatten in den vergangenen Monaten die Biografien der Familien Julius Stern, Karl Zadok Stern, Katten sowie von Jeanette Lomnitz recherchiert und Dokumente zusammengetragen.

Sowohl Russell Stern als auch Liz Rome erzählten an den Verlegeorten über ihre Familien und deren Schicksale. Es war eine sehr emotionale Veranstaltung bei denen vielen Teilnehmern die Tränen in den Augen standen.


Franziska Badouin und Katharina Koch erzählten von ihren Erfahrungen bei den Recherchearbeiten, über die persönlichen Kontakte mit den Nachfahren in den USA und über die Wichtigkeit ihrer Arbeit.
Begleitet wurde die Veranstaltung durch Musikstücke und eine darstellerische Szene von Schülerinnen und Schülern der Alfred-Wegener-Schule.

Dankeswort sprach Schulleiter Matthias Bosse, der noch einmal die gute Zusammenarbeit der drei Institutionen hervorhob und die Bedeutung der Veranstaltung unterstrich. Kerstin Ebert vom Heimat- und Geschichtsverein wies noch einmal auf die notwendige Finanzierung des Setzens der Stolpersteine hin, die komplett über Spenden finanziert wird. Der Verein hat für die Aktion ein Spendenkonto eingerichtet.

Auch zu dieser Verlegung wurde ein Flyer herausgegeben, der die Schicksale der einzelnen Personen beschreibt. Er ist auf der Internetseite der Stadt Kirchhain (www.kirchhain.de/Leben-Wohnen/Unsere-Stadt/Stolpersteine) abrufbar sowie beim Heimat- und Geschichtsverein erhältlich.

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