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21.01.2020

Kirchhain blüht Vogelfütterung - Für und Wider (Teil 2)

Unter Vogelfreunden wird kaum ein Thema so kontrovers diskutiert wie die Fütterung der Wildvögel. Die Befürworter plädieren dafür, sogar ganzjährig zu füttern, die Gegner lehnen jegliche Fütterung ab. Zwischen beiden Extremen bleibt Platz für diejenigen, die in der Winterfütterung einen Beitrag zum Vogelschutz sehen.

Vogelfütterung als Naturerlebnis

Die Vogelfütterung im Winter bietet für viele von uns die Möglichkeit, Natur aus nächster Nähe zu erleben. Es macht Spaß, die Tiere zu beobachten und gleichzeitig lernen wir die verschiedenen Vogelarten kennen, die zum Futterhaus kommen.

Winterfütterung

Manche Vogelexperten raten, erst bei tiefen Temperaturen und geschlossener Schneedecke zu füttern, also dann, wenn die Vögel draußen in der Umgebung nichts mehr finden und ihr Energiebedarf aufgrund der niedrigen Temperaturen groß ist. Zu diesen widrigen Zeiten nehmen sehr viele Vogelarten das Angebot an. Allerdings gehen viele Vögel bereits ab September auf die Suche nach geeigneten Futterstellen, und nachgewiesenermaßen wird der Aktionsradius der Vögel kleiner, je kälter es wird. Dies spricht für einen frühen Fütterungsbeginn schon zu Zeiten, wo evtl. noch genügend Samen, Früchte und Insekten natürlicherweise zur Verfügung stehen.
Meist werden unsere Futterstellen von häufig vorkommenden Arten aufgesucht. Wie Untersuchungen zeigen, profitieren von der winterlichen Vogelfütterung 10 bis 15 Arten, von denen die meisten stabile Populationen aufweisen und keine davon in ihrem Bestand gefährdet sind. So gesehen leistet die Winterfütterung keinen direkten Beitrag zum Artenschutz.

Argumente gegen das Füttern

Vogelexperten, die die Fütterung gänzlich ablehnen, tun dies mit dem Argument, dass man damit nur ohnehin ungefährdete Arten unterstützt. Darüber hinaus sehen sie darin einen Eingriff in die natürliche Auslese. Denn durch die Fütterung überleben auch weniger robuste Tiere, die unter natürlichen Bedingungen keine Überlebenschance haben und so die natürliche Auslese verfälschen/verhindern. Die Fütterung führt außerdem zu einem Vorteil zu Beginn der Brutzeit. Die gut genährten Vögel im Umkreis unserer Futterstellen können zeitig Nistplätze belegen und so den aus den Winterquartieren zurückkommenden Vögeln die Revier- und Brutplätze streitig machen.

Was spricht für die Ganzjahresfütterung?

Zur Aufzucht des Nachwuchses brauchen die Vögel vor allem eiweißreiche Nahrung. In Zeiten des Insektenrückgangs wirkt damit die Zufütterung besonders zur Zeit der Jungenaufzucht logisch. Diese Zufütterung kann direkt durch das Angebot von proteinreicher tierischer Nahrung in Form von z.B. Mehlwürmern erfolgen, aber auch durch die Weiterfütterung mit Samen und Körnern. So kann man am Nistkasten beobachten, dass Meiseneltern ihre Brut mit erbeuteten Insekten füttern, sich selber mit der angebotenen Körnernahrung versorgen. Der Bruterfolg wird durch die steigende Zahl der Jungtiere pro Brut und durch die Anzahl der Bruten insgesamt belegt.
Die Ganzjahresfütterung erscheint auf dem Hintergrund der Intensivierung der Landwirtschaft sinnvoll, denn die Vögel finden auch im Sommerhalbjahr immer weniger Nahrung. Wildkräuter und Sträucher werden zurückgedrängt und der Insektenbestand nimmt mehr und mehr ab.

Wie kann sinnvolle Vogelfütterung aussehen?

Im breiten Spektrum zwischen den absoluten Fütterungsgegnern und den Befürwortern der Ganzjahresfütterung muss sich jeder selber entscheiden. Wer gerne Vögel in seiner Nähe beobachtet, wird durch ein Futterangebot die Vögel vor allem im Winter unterstützen. Er sollte jedoch wissen, dass das Spektrum der Unterstützungsmaßnahmen für die heimische Tierwelt weitaus größer ist als ein gut gefülltes Futterhäuschen. Die einfachste und natürlichste Möglichkeit, Vögel übers Jahr mit Nahrung zu unterstützen, ist das Anpflanzen entsprechender heimischer Bäume und Sträucher. Die Eberesche hat nicht umsonst den Zweitnamen Vogelbeere; und durch die Anpflanzung von Weißdorn, Hartriegel, Schneeball, Heckenrose, Zierapfel usw. hält man ein breites Nahrungsangebot zur Blütezeit im Frühjahr für die Insekten und im Herbst/Winter für die Vögel bereit. Ähnlich hilfreich ist es, unseren Rasen an einigen Stellen als blühende Flächen zu gestalten und die samentragenden Fruchtstände erst im Frühjahr zu mähen. Des weiteren sollten Gartenbesitzer Laub nicht entfernen, sondern es einfach unter die Sträucher schieben. So können sich Insekten verkriechen, die wiederum für viele Vogelarten als Nahrung dienen können.
Wir müssen bedenken, dass wir durch unsere Futterstellen in Haus- und Gartennähe nicht die Vögel in der freien Natur erreichen. Deshalb gilt es darüber hinaus dafür zu sorgen, die Vielfalt in unserer Kulturlandschaft zu erhalten, denn das Nahrungsangebot ist neben der Erhaltung des Lebensraums insgesamt, der Brutplätze, der Rückzugsmöglichkeiten nur einer der Faktoren, die zum Überleben der Vögel wichtig sind.

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