Sprungziele
Seiteninhalt
16.04.2021

Kirchhain blüht - Vielfalt im Garten

Heute stellen wir drei Baum- bzw. Straucharten vor, die eine Bereicherung für jeden Garten darstellen. Es geht um die Artenvielfalt und wie wir durch die gezielte Auswahl der Pflanzen die Vielfalt in unseren Gärten, sowohl optisch als auch ökologisch, erhöhen können.

Mispel
Die Mispel (Mespilus germanica) ist ein sommergrüner Baum mit kräftigem, oft krummem Stamm. Als eher kleinwüchsiger Baum (bis 5 m) mit dichter, ausladender Krone eignet er sich bestens für unsere Gärten oder als Teil der Naturhecke. Die kräftigen, grünen Blätter sind recht groß und dicht wachsend. Die auffallend großen weißen Blüten zeigen mit ihren fünf weiß bis blassrosa Blütenblättern ihre Zugehörigkeit zu den Kernobstgewächsen. Von dieser Verwandtschaft zeugen auch die Früchte, die Ende Oktober / Anfang November reif sind. Die fast kugelförmigen, orange bis braunen Apfelfrüchte haben einen Durchmesser von 1,5 bis 3 cm, bei Kulturformen bis zu 7 cm. Die Früchte sind nach Frosteinwirkung oder längerer Lagerung essbar und schmecken leicht säuerlich. Sie können dann für Marmelade oder Gelee verwendet werden.
Die Mispel wurde früh kultiviert und findet sich auf allen Kontinenten; im Mittelalter war sie in Europa weit verbreitet. Dass die Mispel früher als Obstbaum weit verbreitet war, zeigen ihre vielen regionalen Namen wie Hundsärsch (Saarland), Aspeln (Schwaben), Asperle (Bayern, Österreich) oder Nesperli (Tirol). Ein im nahen Frankfurt verbreitetes Getränk namens Mispelchen besteht aus Calvados gemischt mit Mispelsaft und eingelegten Mispelfrüchten.
Leider ist der Baum bei uns weitgehend in Vergessenheit geraten. Als anspruchsloser Baum, der auf vielen Standorten zurechtkommt, und dem auch Spätfröste wenig schaden, sollte er von uns wiederentdeckt werden. Wenn auch die Früchte für uns Menschen weniger interessant geworden sind, so freuen sich doch die Bienen im Frühling ob des Nektars und die Vögel und Eichhörnchen im Winter über die kleinen Apfelfrüchte.

Felsenbirne – eine fast vergessene Sommerfrucht
Die Felsenbirne (Amelanchier) gehört ebenfalls zu den Kernobstgewächsen. Als sommergrüner Strauch oder kleiner Baum lässt er sich wunderbar in Gehölzgruppen oder Wildfruchthecken einbinden. Er wächst stark verzweigt und erreicht Wuchshöhen zwischen zwei und vier Metern.
Die jungen Blätter sind weiß-filzig behaart und die kleinen weißen Blüten stehen in traubigen Blütenständen, so dass die dunkelviolett bis blauschwarzen kleinen Früchte ab Juli wie Trauben an den Zweigen hängen. Die aromatischen Früchte erinnern in Größe, Aussehen und Geschmack an Heidelbeeren und eignen sich zur Herstellung von Saft, Likör oder Marmelade, die ein marzipanartiges Aroma entfaltet. Besonders getrocknete Früchte fanden früher als Korinthen- oder Rosinenersatz Verwendung, weshalb der Strauch in Norddeutschland auch Korinthenbaum genannt wird. Die Früchte sind bei Vögeln sehr beliebt, die sie bereits im noch unreifen Zustand abernten.
Wie der Name nahelegt, wächst der Baum/Strauch natürlicherweise auf trockenen, kalkhaltigen Felshängen, eignet sich aber als anspruchsloser, pflegeleichter Strauch hervorragend für unsere Gärten und Vorgärten, da er sehr tolerant gegenüber Standort und Boden ist und auch lange Hitze- oder Frostperioden problemlos übersteht. Optisch bietet der bienenfreundliche Baum mit den weißen Blüten in Frühjahr, den dunklen Früchten im Sommer und der Herbstfärbung in verschiedenen Rottönen fast das ganze Jahr über einen Blickfang.

Faulbaum
Der Faulbaum (Rhamnus frangula) ist in ganz Europa verbreitet. Er wächst als mehrstämmiger, unregelmäßig verzweigter Strauch mit Wuchshöhen zwischen zwei bis vier Metern; in seltenen Fällen wächst er auch als kleiner Baum.
Mit einfach gebauten ovalen Blättern und kleinen unscheinbaren, gelblichweißen Blütenständen ist er eher unauffällig. Dennoch punktet er mit ökologischen Besonderheiten:
Die Blätter sind eine wichtige Raupennahrung des Zitronenfalters. Die Blüten – für uns unspektakulär – entwickeln während der langen Blütezeit im Mai/Juni durch ihren hohen Nektargehalt eine magische Anziehungskraft für Bienen, Hummeln, Schlupfwespen und Käfer. Die kleinen Steinfrüchte dienen im Herbst/Winter Vögeln als Nahrung; insbesondere die Wacholderdrossel ist hier zu erwähnen.
Der Baum wächst bevorzugt auf tiefgründigen, feuchten Böden, gedeiht aber auch auf trockenen Standorten und verträgt unterschiedliche Lichtverhältnisse. Seinen unschönen Namen verdankt der Strauch dem leichten Fäulnisgeruch, den seine Rinde verströmt, wenn sie angeritzt wird. So schützt sich der Baum gegen Wildverbiss. Die Rinde findet als Arzneimittel Verwendung; sie wird getrocknet als Abführmittel genutzt. Darüber hinaus sind alle Pflanzenteile leicht giftig.
Alle vorgestellten Baum- und Straucharten stellen besondere Kleinode dar und sind an ihren natürlichen Standorten gefährdete Kulturarten. Insofern lohnt sich die Anpflanzung im doppelten Sinn: Man erhöht die Artenvielfalt und Abwechslung im eigenen Garten und unterstützt die Verbreitung von zurückgedrängten Arten.

Seite zurück Nach oben