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30.04.2021

Kirchhain blüht Streuobstwiese »In den Lambern« - ein Kleinod am Rande Kirchhains

Streuobstwiesen erfreuen sich wachsender Beliebtheit und genießen mittlerweile eine hohe Wertschätzung. Diese ist zunächst begründet in ihrem ökologischen Wert, denn Streuobstwiesen gehören zu den Lebensräumen mit der höchsten Artenvielfalt. In dem Maße, wie lokale, regionale Produkte immer mehr an Bedeutung gewinnen, geraten auch Streuobstwiesen als Lieferant von gesundem heimischen Obst in den Fokus. Erinnert sei an das Kelterwiesenprojekt des Landkreises, über das Landwirte für die Anlage von Streuobstwiesen Fördergelder erhalten. Auf diese Weise soll der Mangel an Streuobst zur Herstellung von Apfelsaft behoben werden – dies wird allerdings noch ein paar Jahre dauern. Selbst Banken und Sparkassen machen mit Streuobstwiesenförderung auf sich aufmerksam. So wirbt eine bundesweit tätige Bank damit, dass pro abgeschlossenem Vertrag 5 Euro an die NABU-Stiftung gehen, die das Geld für den Erhalt von Streuobstwiesen verwendet.

Glücklicherweise verfügt die Stadt Kirchhain über verschiedene ältere Streuobstflächen. Hier soll als Beispiel die Streuobstwiese „In den Lambern“ am nordwestlichen Ortsrand von Kirchhain, unterhalb des Spielplatzes am Eichhänzchen, vorgestellt werden, die seit dem Jahr 2000 von uns als Ortsverband des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) gepflegt wird.

Die ältesten Bäume auf dem etwa 2 Hektar großen Areal sind schätzungsweise einhundert Jahre alt. Trotz Pflegemaßnahmen verschwinden zunehmend die ältesten Exemplare, stehen aber als wichtiges Totholz noch den Insekten, Spinnen und Vögeln zur Verfügung. Die Altbestände haben wir in den letzten Jahren durch Neuanpflanzungen ergänzt, so dass ein altersmäßig gemischter Baumbestand entstanden ist, der insgesamt ca. 200 Bäume umfasst. Für die Neuanpflanzung und Verjüngung wählen wir alte, lokale Apfelsorten, die an die örtlichen Gegebenheiten und das Klima angepasst und so robuster sind. Dadurch soll gleichzeitig zum Erhalt der alten Sorten und damit zur genetischen Vielfalt beigetragen werden. Auf dem Gelände der Lambern finden sich neben allseits bekannten Sorten wie Gravensteiner, Boskop, Cox Orange oder Jonathan alte Sorten mit ungewöhnlichen Namen wie Bischofsmütze, Doppelter Prinzenapfel, Echter Winterstreifling, Gacks Apfel, Pflasterapfel oder Krötenrabau.
Das Gelände ist reich strukturiert. Recht steile, sonnenexponierte Hänge wechseln sich mit flachen, beschatteten Bereichen ab, so dass sich im Unterwuchs ein vielfältiges Spektrum mit trockenheits- und wärmeliebenden Kräutern und gräserdominierten Arealen abwechselt. Im Randbereich bietet ein dicht gewachsener Heckensaum, bestehend aus Weißdorn, Schlehe, Heckenrose und Brombeeren, den Vögeln Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten. So können nicht nur Höhlenbrüter wie der Specht im alten Baumbestand ihre Höhlen zimmern, sondern auch das Rebhuhn als Bodenbrüter findet die entsprechende Deckung. Verschiedene Nistkästen für Höhlenbrüter und Halbhöhlenbrüter sollen die Vögel unterstützen. Um den Steinkauz, einen typischen Vogel der Streuobstwiesen, wieder anzulocken, haben wir drei Steinkauzröhren angebracht und hoffen, dass wenigstens eine davon belegt wird. Außerdem haben wir eine Insektennisthilfe aufgestellt.

So wichtig die dichte Hecke im Randbereich für die Vogelwelt ist, so mühsam ist es, zu verhindern, dass die Sträucher in die Wiese vordringen. Neben der eigentlichen Baumpflege nimmt das Zurückdrängen von Büschen und Sträuchern daher ein Großteil der Arbeit ein. Vor allem die wuchsfreudigen Brombeeren müssen ständig klein gehalten werden. Zwar helfen auch Schafe, die mehrmals im Jahr die Wiese durchqueren, frisch ausgetriebene Sträucher und das Gras niedrig zu halten, aber ein Großteil der Arbeit geschieht dennoch in Handarbeit mit Motorsense, Astschere, Hacke und Spaten.

Die Streuobstwiese „In den Lambern“ ist für die direkten Anwohner ein beliebtes Naherholungsgebiet; Spaziergänger und Jogger nutzen das Gelände; auch der Premiumwanderweg „Himmelsbergtour“ führt durch die Wiese. Der direkt oberhalb gelegene Kinderspielplatz lockt Familien mit Kindern an und lädt zum Naturerleben ein.
Um die Menschen auf die Bedeutung und Besonderheiten dieses Gebietes aufmerksam zu machen, waren seit längerem Informationstafeln aufgestellt. Im Laufe der Jahre unansehnlich geworden, wurden sie von uns im letzten Jahr durch neue Hinweisschilder ersetzt und durch Weitere ergänzt, so dass jetzt insgesamt fünf Plakate Informationen am Wegesrand anbieten.

Die Streuobstwiese „In den Lambern“ kann wirklich als Juwel bezeichnet werden; ihr ganz eigener Charme wird natürlich jetzt zur Blütezeit besonders erlebbar. Daher laden wir alle naturverbundenen Kirchhainerinnen und Kirchhainer zu einem Spaziergang in die Lambern ein – Sonnenschein natürlich vorausgesetzt! Wer anschließend Lust verspürt, sich am Erhalt dieses wunderschönen Areals zu beteiligen, ist gerne eingeladen, sich mit uns in Verbindung zu setzen. (Kontakt: www.bund-kirchhain.de).

Die Stadt Kirchhain kann sich glücklich schätzen, an verschiedenen Stellen über alte Obstbaumbestände zu verfügen. Leider sind viele der Bäume und Flächen in einem schlechten Zustand. Daher würden wir uns wünschen, dass sich Mitstreiterinnen und Mitstreiter finden, die sich als freiwillige „Pflegekräfte“ um die Bäume/Flächen kümmern. Um zu klären, welche Bäume in städtischen Besitz sind, können sich Privatleute, Familien oder kleine Gruppen an die Stadt wenden. Es können mit der Stadt Pflegeverträge über einzelne Bäume oder Flächen abgeschlossen werden. Fachlichen Rat kann man über uns oder den Obst- und Gartenbauverein erhalten.

Der Lohn für die Mühe ist gesichert: Eine oft reiche Apfelernte und das gute Gefühl, etwas für die Natur zu tun!

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