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23.09.2020

Kirchhain blüht Erntezeit: Heimisches Obst in Hülle und Fülle

Die Ernte für die Pflaumen und Mirabellen fiel in diesem Jahr sehr üppig aus, jetzt ziehen die Apfel- und Birnbäume nach. Schaut man in die privaten Gärten oder geht im Ortsrandbereich spazieren, so lachen einem allerorts die reifen Äpfel und Birnen an. Viele der Bäume hängen brechend voll und die Äste biegen sich unter der schweren Last. Welch ein Überfluss bietet sich uns jetzt vor der Haustür und wie traurig ist es, dass viele der Früchte nicht verwertet werden.

Vielleicht können in solch üppigen Jahren nicht alle Früchte geerntet werden, aber es scheint leider so, dass dieses natürliche Angebot immer weniger genutzt wird. Auch in unserem ländlichen Raum hat nicht jeder einen eigenen Garten mit großen Bäumen, so dass viele auf das Obstangebot im Supermarkt angewiesen sind. Aber umso mehr ist es nicht nachvollziehbar, warum die vielen vorhandenen Früchte in Feld und Flur nicht genutzt werden.

Vergleicht man die Sortenvielfalt der Äpfel im Supermarkt mit der einer heimischen Streuobstwiese, so fällt der Vergleich sehr ernüchternd aus. In den Ladenregalen dominieren einige wenige Sorten wie Gala Royal, Elstar, Granny Smith, Breaburn und der neue Hit: Cripps Pink. In Aussehen und Geschmack sind alle recht ähnlich – schön und ebenmäßig. Macht man sich die Mühe und schaut auf das Herkunftsetikett, so wird deutlich, dass einige Sorten zwar aus deutschen Anbaugebieten stammen, aber dennoch kommen viele auch aus südlichen Ländern wie Italien und sogar aus Übersee. Es gibt in Deutschland große Obstanbaugebiete für Kernobst, insbesondere das Alte Land bei Hamburg, die Bodenseeregion, auch Äpfel aus Tirol sind durchaus vertretbar, aber warum müssen jetzt um diese Jahreszeit Äpfel aus Argentinien eingeflogen werden? Wegen des Geschmacks? Sicher nicht!

Darüber hinaus sind die gezüchteten Sorten gesundheitlich nicht immer von Vorteil. In Deutschland reagieren ca. 4 Millionen Menschen allergisch auf Äpfel aus dem Supermarkt, dagegen können sie heimische alte Apfelsorten problemlos genießen. Der hohe Gehalt an Polyphenol in den alten Sorten ist dafür vermutlich entscheidend. Polyphenol bewirkt, dass der Apfel weniger süß schmeckt und das Fruchtfleisch sich nach dem Anschneiden schnell verfärbt – Eigenschaften, die in den gezüchteten Supermarktsorten nicht erwünscht sind. Daher sind alte lokale Sorten eindeutig zu bevorzugen. Und die Auswahl ist immens: Es gibt über 100 regionale Apfelsorten in Hessen mit ungewöhnlichen Namen wie z.B. Bischofsmütze, Doppelter Prinzenapfel, Echter Winterstreifling, Gacks Apfel oder Krötenrabau. Aber auch bekannte Sorten wie Sternrenette, Kaiser Wilhelm, Ontario, Gloster, Goldparmäne, Cox Orange, Boskop, Gravensteiner, Ingrid Marie usw. zählen dazu und wachsen auf unseren Streuobstwiesen rund um Kirchhain.
Das Ernten und Verwerten von Äpfeln und Birnen lässt sich wunderbar mit Kindern erleben: Äpfel schütteln, aufsammeln, weiterverarbeiten zu Hause als Apfelkuchen, Apfelmus, Apfelgelee, Dörrobst, sogar selbst gepresster Apfelsaft – so kann man Kindern den Wert der heimischen Früchte nahe bringen. Gleichzeitig wird ein Bewusstsein dafür geschaffen, welche Früchte saisonal bei uns vorkommen.

Dadurch dass viele Früchte bei uns ganzjährig zu kaufen sind, wissen viele Kinder nicht mehr, welche Arten/Sorten aus der heimischen Region stammen, und unsere Umwelterziehung sollte doch genau dies bezwecken: Für regionale, saisonale Ernährung sensibilisieren. Wie groß ist die CO2-Belastung eines Apfels, der eine weite Reise per Flugzeug von beispielsweise Neuseeland in einen Kirchhainer Supermarkt hat? Und wie sieht es im Vergleich dazu beim selbst gepflückten Apfel von einem Baum am Feldweg aus, der überdies mit besonderer Erntefrische punkten kann?

Viele der Obstbäume auf Kirchhainer Streuobstwiesen und an den Wegrändern sind verpachtet und werden von den Paten gepflegt. Verständlich, dass die Pächter/Paten auch die Früchte ihrer Arbeit ernten wollen. Will man also z. B. Bäume komplett abernten, so sollte man vorher bei der Stadt nachfragen, ob der Baum/die Bäume frei verfügbar sind. Ansprechpartner bei der Stadt ist Frau Meike Bonsa, Tel. 06422-808 235. Frei zugänglich sind auf jeden Fall sind die Bäume entlang der Straße nach Langenstein und oberhalb des Forstamtes im Bereich Röthestraße/Auf der Rabenau.

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