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19.11.2021

Gegen das Vergessen - Gedenkstunde im Annapark zum Volkstrauertag

Am Volkstrauertag gedenkt Deutschland der Toten von Krieg und Gewaltherrschaft. An diesem nationalen Gedenktag finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die zur Versöhnung und Völkerverständigung beitragen sollen und zu Toleranz und Frieden aufrufen. Die zentrale Gedenkveranstaltung in Kirchhain fand im Annapark statt.

Bürgermeister Olaf Hausmann sprach in seiner Rede von einem wichtigen Tag, der zum Nachdenken und zur Reflexion aufrufen soll. Im Mittelpunkt seiner Rede stand das Schicksal der Familie von Hans Zermann: „Viele Besucher des Annaparks gehen an den Gedenktafeln der Kirchhainer Kriegsopfer vorbei, ohne groß Notiz davon zu nehmen. Dabei steht hinter jedem Namen eine Geschichte, ein Schicksal, eine Familie. Ich möchte ihnen heute wieder das Schicksal einer Kirchhainer Familie näherbringen. Heraus aus der Anonymität der großen Zahl von 55 Millionen Toten“, so Hausmann in seiner Ansprache und erläuterte den Anwesenden die Geschichte der Familie:

Hans Zermann wurde am 02. April 1907 in Thale im Harz geboren. Er war das zweitälteste Kind von 7 Geschwistern und lernte den Beruf des Buchbinders.

Wie so viele Menschen musste er seinen Heimatort verlassen, da vor Ort keine Arbeitsstelle zu bekommen war. In Kirchhain in der Druckerei Julius Schröder am Marktplatz fand er 1934 eine Anstellung als Schriftsetzer. Er wohnte zur Untermiete bei der Familie Wisker – Hinterm Kirchhof; gleich um die Ecke zum Arbeitsplatz. Ein Jahr später lernte er Katharina Kießelbach kennen. Am 31. Juli 1937 heiratete er die junge Frau aus Kirchhain. In 1938 wurde Sohn Hans geboren.

Hans Zermann, war ein sehr lustiger und humorvoller Mensch. Auch wenn seine Frau seinen Humor nicht immer teilte. Er war musisch begabt, spielte Klavier, Geige, Gitarre und auch die Mandoline. Er war sportlich und engagierte sich im örtlichen Turnverein, aber auch im Segelflugverein. Ein doch eher seltenes und ungewöhnliches Hobby.

Und dann kam der Krieg. Hans Zermann wurde in 1943 eingezogen und zum Funker ausgebildet. Stationiert war er in Brünkendorf im Kreis Lüchow Danneberg. Dort hat Hans Zermann junior seinen Vater gemeinsam mit seiner Mutter in 1944 besucht und ihn das letzte Mal lebend gesehen.

Der Standort wurde Ende 1944 aufgelöst. Bei der Verlegung an die Front bei Aachen im Westen Deutschlands wurde der Zug in Köln bombardiert. Hans Zermann kam bei diesem Bombardement ums Leben.

Zurück blieben eine Ehefrau und Mutter, die hochschwanger die Nachricht vom Tod ihres geliebten Ehemanns verkraften musste. Eine Frau, die neben dem Sohn auch die Schwiegereltern im fernen Harz über den Verlust trösten musste.
Katharina Zermann hat die Erinnerung an ihren geliebten Ehemann immer hochgehalten. Für die Kinder gut sichtbar mit dem Bild an der Wand in der kleinen Wohnung in der Niederrheinischen Straße. Sie musste ihre beiden Kinder alleine großziehen und durch das Leben begleiten. Einerseits Mutter, andererseits den Vater ersetzen.

Margitta Zermann, geboren in 1945, hat ihren Vater nie kennengelernt; kennt ihren Vater nur aus Erzählungen, Bildern und Anekdoten. Die Erinnerung von Hans Zermann Junior an seinen Vater beschränkt sich tatsächlich auf den Besuch in Brünkendorf, wo er gemeinsam mit dem Vater den hohen Wachturm bestiegen hatte. Ein Erlebnis was sich in den Kopf des damals 5jährigen eingeprägt hat.

Geblieben ist Sohn Hans eine silberne Taschenuhr mit den Initialen HZ, eine Geldbörse, eine Mandoline und der damals schnellste Schlitten von ganz Kirchhain aus der Harzer Heimat des Vaters. Der Schlitten, den Hans heute noch rausholt, um mit seinem Enkel Schlitten fahren zu können.

Weitere Reden hielt Ute Hausmann für die VdK Ortsgruppe Kirchhain sowie Pfarrer Rainer Wilhem für die Kirchen. Die Schüler Jasper Kuhn und Fabian Wilhelm von der Alfred-Wegener-Schule lasen einen Text zum Gedenken an die vielen Kriegstoten.
Für den musikalischen Rahmen sorgte der Evangelische Posaunenchor. Bei der anschließenden Kranzniederlegung durch Bürgermeister Olaf Hausmann und Stadtverordnetenvorsteherin Helga Sitt stand die Reservistenkameradschaft mit Fackeln Spalier.

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