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26.11.2019

Gegen das Vergessen - Gedenkstunde im Annapark zum Volkstrauertag

Am Volkstrauertag gedenkt Deutschland der Toten von Krieg und Gewaltherrschaft. An diesem nationalen Gedenktag finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die zur Versöhnung und Völkerverständigung beitragen sollen und zu Toleranz und Frieden aufrufen. Die zentrale Gedenkveranstaltung in Kirchhain fand im Annapark statt.

Bürgermeister Olaf Hausmann sprach in seiner Rede von einem wichtigen Tag, der zum Nachdenken und zur Reflexion aufrufen soll. Im Mittelpunkt seiner Rede stand das Schicksal der Familie von Oskar Albrecht: „Viele Besucher des Annaparks gehen an den Gedenktafeln der Kirchhainer Kriegsopfer vorbei, ohne groß Notiz davon zu nehmen. Dabei steht hinter jedem Namen eine Geschichte, ein Schicksal, eine Familie. Ich möchte ihnen heute und auch in Zukunft die Geschichten hinter diesen Namen näherbringen. Heraus aus der Anonymität der großen Zahl von 55 Millionen Toten“, so Hausmann in seiner Ansprache und erläuterte den Anwesenden die Geschichte der Familie:

Oskar Albrecht wurde am 1909 als 3. Sohn des Landwirtes und Gutsverwalter Karl Albrecht geboren. Das Ehepaar Albrecht hatte 4 Söhne und 1 Tochter. Oskar erlernte das Klempner- und Installations-Handwerk. Im August 1928 fing er als Geselle bei dem Klempnermeister Herrmann Scholl in Kirchhain an. Dort lernte er seine spätere Frau Anna kennen. Die beiden heirateten 1939….
Mit seiner Frau Anna wohnte er im Haus der Schwiegereltern am Erbsenberg. Im Januar 1940 wird Oskar Albrecht zum Militär – zur Wehrmacht eingezogen. Im Oktober 1940 kommt Sohn Hermann zur Welt, 1943 Tochter Inge...

Weiter berichtete Hausmann, dass Oskar Albrecht zuletzt im Februar 1945 zu Hause war, zurückbeordert wurde und seine Stammeinheit nicht mehr erreichte. Dass die Familie das letzte Lebenszeichen am 05.03.1945 erhielt, Oskar danach als vermisst galt und auch spätere Nachforschungen keinen Erfolg brachten.
Hausmann erzählte, wie es Anna, Oskars Frau, in der Zukunft ging und wie sie in den Nachkriegsjahren die Familie ernährte, wie die Familiengeschichte weiterging und wie seine Kinder Hermann und Inge aufwuchsen.

Auch die Schülerinnen Lilli Spitzner, Elisa Scheld, Lara Weimer und Marit van der Mei erinnerten mit dem Vorlesen von Briefen von Soldaten und aus Konzentrationslagern auf eine sehr persönliche Weise an die vielen Schicksale der Kriege, so z.B. mit folgendem Auszug:
„Wir kamen nach Auschwitz. Dichtgedrängt und halberstickt fuhren wir in geschlossenen Waggons. Alle verabschiedeten sich voneinander, denn wir wussten, dass dort die Öfen und die Gaskammern auf uns warteten. Obwohl wir oft darüber sprachen, konnte sich niemand vorstellen, wie es sein würde. Als wir abends in Auschwitz ankamen, trieb man uns nach Birkenau. Nachts saßen wir in einem großen Saal. Es war so schrecklich, dass ich es nicht beschreiben kann. Wir weinten, beteten oder saßen stumpf da. Manche waren schon so gleichgültig. Mutti presste mich an sich und flüsterte, ich solle mich nicht fürchten, denn Gott würde uns bestimmt so erretten wie bisher. Ich wollte Mutti nicht traurig machen und tat so, als wenn ich keine Angst hätte. In Wirklichkeit zitterte ich am ganzen Leibe. Man gab uns kein Essen, aber wir spürten auch keinen Hunger. Weshalb sollten wir essen, wenn wir doch sterben mussten?“

Pater Erhard sprach für die Kirchen und machte die Bedeutung des Volkstrauertages deutlich. Für den musikalischen Rahmen sorgte der Evangelische Posaunenchor. Bei der anschließenden Kranzniederlegung durch Bürgermeister Olaf Hausmann und Stadtverordnetenvorsteher Klaus Weber stand die Reservistenkameradschaft mit Fackeln Spalier.

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